Aufgerieben*
Juni 2022
Material: Kiefernast, Schieferplatte
Höhe: 55 cm
Kiefernäste wachsen manchmal kurios, aber so etwas hatte ich noch nicht gesehen. Dass zwei Bäume sich im Weg sind und aneinander reiben, kenne ich. Manchmal hört sich das richtig schaurig an – vor allem nachts. Aber dass ein Ast sich selbst im Weg ist und sich so sehr an sich selbst aufreibt, war mir bisher unbekannt.
Bis ich in der Nähe von Walsrode diesen Ast am Boden liegend fand. Schon von Weitem sah ich die ungewöhnliche Form. Dann entdeckte ich die aufgeriebene Wunde mit Harzresten und Überwallungsversuchen – und die Verbindung. Als die endlich geschafft war, endete das Aufreiben.
Natürlich musste er mit und anschaubar auf eine Schieferplatte gestellt werden.
Denn dieser Ast ist nicht nur ein originelles Kunstwerk der Natur. Er vermittelt uns mit dem, was er geschafft hat, auch eine ermutige Botschaft (auch wenn sich die Verbindung durch den Trocknungsprozess gelöst hat).
Denn das An-uns-selbst-aufreiben kennen wir doch auch. Manchmal sind wir uns selbst im Weg und reiben uns an unserem Sosein.
Könnte eine „Verbindung“ nicht hilfreich sein? Akzeptieren, annehmen, das Gute daran entdecken, danken?
Das dauert sicher seine Zeit – wie beim Kiefernast – ist aber letztlich heilsam.
Jahrzehnte rieb ich mich daran, kein „dickes Fell“ zu haben. Nun ist mir klar, dass meine Sensibilität ganz viel mit meiner künstlerischen Begabung zu tun hat und ich bin dankbar dafür.


Preis auf Anfrage